Konzept zur Bewegungsanalyse
Dieser [Jackson Pollock ] verlangte auch die riesigen Leinwände, denn der Künstler brauchte große „Schlachtfelder “, um nicht nur mit den Armen, sondern mit der Bewegung seines ganzen Körpers malen zu können. 1
Jackson Pollock, Nummer 32, 1950, Duco (Lackfarbe) auf Leinwand
Damals wollte ich Trickfilme machen und sah eine Zukunft der Malerei nur über das Inbewegungsetzen von Formen, man denke an die Zeichnungen Leonardo da Vincis, die Katarakte, die Wasserwirbel oder das krampfhafte Lachen seiner in Bewegung befindlichen Karikaturen …das war meiner Meinung nach der Beitrag des photokinemato- graphischen Apparates zur alten Zeichenkunst.
Émile Cohls Metamorphosen faszinierten mich, diese Personen, die sich durch allmähliche Verformungen in ebensoviele Figuren verwandelten, verführten mich, obwohl ich den Grund solcher Anziehungskraft noch nicht einsah.
Die fernöstliche Malerei interessierte mich auch, nicht auf Grund ihres Exotismus, sondern auf Grund ihrer Absicht, das Nicht-Darstellbare darzustellen: den Wind, die Leere, die Strömung, das Verwelken, das Weiche; alles im wesentlichen taktile Dinge, die uns noch jenseits der Möglichkeiten der Zeichenkunst zu liegen scheinen. 2
Leonardo da Vinci, Naturkatastrophe, um 1517/18, schwarze Kreide, Feder und Tinte auf Papier
Von der Tracking-Software erzeugte Darstellungen der Bewegungsdaten: Oben: Bewegungsspuren der Objektmittelpunkte aller verfolgten Objekte

Mitte:
Spurenerzeugung durch ein Differenzbildverfahren

Unten:
Darstellung der zeitlichen Dimension: Die jüngsten Veränderungen erzeugen weiße Spuren, welche nach und nach verblassen
Skizze zur Erzeugung von Spuren (rechts)
aus einer Bildfolge (links)
1 Janson, H.W., in: Epochen der Kunst (Band 4), S.361, Hrsg. von Kammerlohr, München 1989

2 Virilio, Paul: Der negative Horizont, S.7ff, München/ Wien 1989. Franz. Originalausgabe: L ‘horizon negatif, Editions Galilée, Paris 1984